Da haben sich definitiv einige Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz im Roßlauer Elbesportpark gestern gedacht: Wäre ich mal lieber zu Hause geblieben! Temperaturen um die Null Grad. Dazu ein eisiger und stürmischer Wind, der einem aus allen Richtungen um die Ohren gefegt kommt. Dick eingemummelt unter schützenden Decken sitzen einige von Ihnen auf den Sitzbänken und bewegen sich keinen Zentimeter. Doch auf dem Spielfeld herrscht gute Stimmung. Die Reserve des SV Germania 08 Roßlau traf im Testspiel auf die A-Jugend des SV Dessau 05.
Um es gleich mal vorwegzunehmen: Kann ein Spiel 1:12 enden, wenn von der 22. bis zur 71. Minute nur ein Tor fällt? Also eine Bude in knapp 50 Minuten und 12 Tore in 40 Minuten? Ja das geht. Der 05 „Rush Hour“-Fussball machts möglich. Zunächst erwischten die Kicker von Germania Roßlau den besseren Start und gingen nach elf Minuten durch den Treffer von Sebastian Linke mit 1:0 in Führung. Das Germanen-Keeper Christoph Köhler in der Folge noch 12 Mal hinter sich greifen muss, ist durchaus kurios. Vor allem, wenn man bedenkt, dass im Mittelteil der Partie nur einmal eingenetzt wurde.
Die erste Rush Hour des SV Dessau 05 folgte dann von der 14. bis zur 22. Minute. Das bedeutete vor allem hohes Verkehrsaufkommen der in rot gekleideten Spieler im Roßlauer Strafraum. Zunächst traf Jason Schilling zum 1:1-Ausgleich, Max Hobum brachte die Gäste dann mit 2:1 in Führung und Niklas Mieth netzte per Doppelpack zum 4:1 ein. Dennis Meyer, der jahrelang beim SV Germania Roßlau und auch beim SV Dessau 05 seine Fußballschuhe geschnürt hat, kann auf seinen Sohn Niklas besonders stolz sein. Niklas Mieth ist nicht nur der herausragende Ideengeber bei den 05ern, er trifft selber auch, wie er will. Am gestrigen Abend schoss er vier Tore, obwohl er eine der drei Halbzeiten gar nicht auf dem Feld war. Zusammen mit Thaddeus Horvath trainiert er auch schon bei der 1. Männermannschaft des SV Dessau 05.
Zurück zum Spiel. Wie gesagt, von der 22. bis zur 71. Minute passierte nicht so viel. Christoph Köhler, der Roßlauer Schlussmann, hatte bei seinen Abstößen Mühe und Not, den Ball so durch die Luft zu donnern, dass dieser aufgrund des Windes nicht unmittelbar zurück zum eigenen Kasten fliegt und Niklas Mieth erhöhte zwischenzeitlich noch auf 5:1 für die Gäste. Dann folgte die nächste Rush Hour. Die Jungs aus dem Schillerpark rannten die Germanen sofort an, übten eine Menge Druck aus und waren in der Roßlauer Hälfte nun wieder dauerpräsent. So klingelte es innerhalb von 15 Minuten gleich sieben Mal. Fünf Tore durch Jonas Thieme, ein Treffer von Lukas Schneider und den Schlusspunkt setzte Niklas Mieth zum 12:1-Auswärtssieg.
Die Zuschauer, die bis zum Ende geblieben waren (unter denen der Schreiber des Berichtes aufgrund zugefrorener Finger nicht zählt), sahen trotz eisiger Kälte ein sehenswertes Torfestival.