Am Mittwochabend fuhr der SV Dessau 05 zum Anhalt-Derby nach Köthen zum CFC Germania. Im Gegensatz zum Aufsteiger aus der Bachstadt ist das Team aus dem Schillerpark zumindest in der Verbandsliga gut in die Saison gestartet. In den vergangenen Jahren haben wir die Entwicklung der 05er stets auch mit einem kritischen Auge betrachtet, doch einige der viele positiven Änderungen, die auch wir jüngst zur Kenntnis genommen haben, fanden nun ihren Höhepunkt. Unserer Meinung nach war das Spiel am Mittwoch eines der besten, wenn nicht sogar das geilste Spiel der letzten Jahre. Hier sind 10 Gründe dafür…
1. Über 500 Zuschauer…
Was für eine gute Kulisse. Das Köthener Stadion hat ja eh schon einen gewissen Reiz. Hinter der Kneipe auf der Terrasse sonnen sich die alten Köthener bei nem Bierchen und wenn dann noch der komplette Steh-Bereich hinter den Trainerbänken gefüllt ist: Mega! Letztendlich kamen 535 Zuschauer, gut und gerne 150 davon waren aus Dessau.
2. Flutlicht-Kracher
Kurz nach dem Anpfiff hat zumindest für die Fotografen die Sonne tierisch genervt. Umso dunkler es wurde, umso besser kamen auch die Lichtstrahlen der Flutlichtmasten des Köthener Stadions zur Geltung. Und fragt man die Spieler selber, dann sind die Flutlichtspiele eh immer die besten!
3. Tolles Wetter
Hier brauch man wohl nicht viel dazu zu sagen. Nicht zu heiß, aber trotzdem sonnig warm. Das passte!
4. Temperamentvolle Trainer
Die einen nervt es gehörig, die anderen sagen: Das gehört zum Fussball einfach dazu. Trainer an der Seitenlinie, die ständig etwas hereinrufen, mit dem Schiedsrichter diskutieren oder die eigenen Spieler anpflaumen. CFC-Trainer Christoph Römling war von Anfang an gut dabei und coachte nicht nur sein Team, sondern gab dem Linienrichter nach einigen Entscheidungen auch immer noch 2-3 Worte mit auf dem Weg. Nichts Dramatisches, gehört halt dazu. Was augenscheinlich neu war: 05-Coach Dimitrios Mitsis hielt gut dagegen. Eine Szene aus der ersten Halbzeit: Vermutlich ging es um einen Einwurf an der Mittellinie. Nichts was normalerweise die Gemüter erhitzen sollte. Mitsis diskutiert mit dem Schiedsrichter, Römling grätscht verbal dazwischen, Mitsis kontert: „Wer redet denn mit dir, ich rede zu dem Schiedsrichter. Setz dich wieder hin!“. Da war auf einmal richtig Feuer drin! Dimitrios Mitsis war voll dabei und offensichtlich hatten dann auch seine Spieler auf dem Rasen Blut geleckt…
5. Tobias Berndt in Topform
Einzelkritik, diesmal in sehr positiver Form, sei diesmal erlaubt. In der Vergangenheit wurde Tobias Berndt in unserer Berichterstattung nicht wirklich immer nur gelobt. Doch der 40-Meter-Einwurfkönig steigert sich von Spiel zu Spiel. Schon im letzten Heimspiel gegen Emseloh war Berndt der Spieler des Spiels. Auch in Köthen brachte er die 05er mit einem sensationellen Kopfballtreffer mit 1:0 in Führung! Weiter so!
6. Geile Truppe!
Ja, was soll das jetzt heißen? Nun, wie schon im Bericht zum Spiel gegen Emseloh erwähnt, kann niemand mehr behaupten: Dessau 05? Das ist doch nur eine zusammengewürfelte Truppe. Im Gegenteil. Die überwiegende Mehrheit stammt aus Dessau und hat seit frühester Kindheit die Schuhe bei den 05ern geschnürt. Torwart Zicos Resvanis und Stürmer Branden Stelmak komplettieren die Startaufstellung. Nach dem Treffer von Berndt zum 1:0 wird dieser von seinen Mitspielern umgerissen, es entsteht eine große Jubeltraube. Klar, die gab es schon öfter mal in der Vergangenheit. Vom Gefühl her wirken die Emotionen und Gefühlsausbrüche jedoch alle noch ein Tick intensiver!
7. Gelbe Karte, rote Karte, raus die Sau…
Ja, was war denn da los? Da wird Youngster Yves Pratsch eingewechselt und ist Pratsch auf dem Feld, dauert es meistens auch nicht lang, bis gelbe Karten verteilt werden. Entweder langt er selber zu oder er wird weggesäbelt. Beides passierte in Köthen. Dann geraten Pratsch und Römling aneinander. Rudelbildung, volles Programm. Sechs Minuten Nachspielzeit und die Stimmung kochte über! Letztendlich flog aber niemand vom Platz und das war auch gut so.
8. Feine Techniker, Bulle im Sturm.
Was unserer Meinung nach Dessau 05 derzeit auszeichnet? Ball verteilen im Mittelfeld war schon immer eine Stärke. Mit Martin Sitte haben die 05er aber einen ausgezeichneten Techniker mit an Bord. Pässe mit dem Außenriss, kein Problem! Ein gefährlicher Ball in die Tiefe, kein Problem. Was bei Sitte so leichtfüßig aussieht, ist aller höchstes Verbandsliga-Niveau. Hinzu kommt mit Niklas Mieth ein Talent, das sicherlich bald auch in Sittes Fußstapfen treten könnte. Viel Potenzial bringt Mieth auf jeden Fall mit. Und dann wäre da noch der bullige Stürmer. Branden Stelmak erzielte in den ersten Testspielen eine Menge Tore. Nun wird er in den Ligaspielen oft gedoppelt, verschafft den Mitspielern jedoch wichtige Freiräume. Allgemein scheint das gesamte 05-Konstrukt derzeit gut zu funktionieren.
9. Dessau lässt (fast) nichts anbrennen.
Von Anfang an hatten die Gäste aus Dessau das Spiel komplett im Griff. Von Köthen kam nicht viel und die Kicker aus dem Schillerpark rannten an. Dass die 05er die Partie so nach Belieben kontrollierten, war so sicherlich nicht zu erwarten. Gefühlt gewann die Mitsis-Elf alle Zweikämpfe im Mittelfeld, in der Abwehr ließ man sowieso nichts anbrennen. Das war schon eine tolle Leistung. Und egal wer ins Spiel kam, es ändere sich daran nichts. Zudem schien der SV Dessau 05 praktisch nicht müde zu werden und rannte 90 Minuten lang an. Eine 2:0-Führung hätte aber fast nicht gereicht…
10. Am Ende nochmal spannend…
Aus Köthener Sicht sowieso, aber auch aus neutraler Sicht hätte man sich ja fast schon wünschen müssen, dass das in der 97. Minute nochmal geklingelt hätte. Unserer Meinung nach wäre es nicht wirklich verdient gewesen. Die Gäste dominierten die gesamte Partie. Bekommen dann kurz vor Schluss einen Elfmeter gegen sich. Diesen hält Resvanis sogar, doch der Elfer wurde wiederholt. Im zweiten Anlauf war er dann drin. In plötzlich wurde es in der Nachspielzeit der Nachspielzeit noch einmal richtig eng. Was für ein verrücktes Spiel. Freistoß Nähe der Mittellinie für Köthen. Ein langes Ding, Gewusel im Strafraum und dann geht der Ball direkt an den Pfosten. Glück für die Gäste. Doch noch war die Situation nicht bereinigt. Nochmal der Nachschuss der Köthener doch der Ball geht knapp daneben. Danach war Schluss. Die Dessauer gewinnen mit 2:1.
Fazit:
Was zu einem geilen Amateur-Fussballspiel dazugehört, ist natürlich immer sehr subjektiv. Für uns war das Spiel in Köthen jedoch eines der Besten seit langem! Übrigens trifft der SV Dessau 05 morgen im Topspiel zu Hause auf den Tabellenführer aus Weissenfels.