Am gestrigen Sonntag war es soweit. Knapp drei Jahre mussten die Dessauer Fans darauf warten, endlich wieder professionellen Football in der Bauhausstadt erleben zu dürfen. Letztmalig kam man 2019 bei einem Freundschaftsspiel zwischen den Team Sportstadt Alligators gegen die Wittenberg Saints (Link zum Artikel) in den Genuss, hochwertigen Football auf NFL-Niveau zu erleben. Spaß beiseite, denn bis auf das angesprochene Freundschaftsspiel gab es in Dessau wohl nie ein so groß aufgezogenes Event, wie es am gestrigen Sonntag der Fall war. Ralph Hirsch, der Sportorganisator von Anhalt Sport e.V., erinnert sich zwar noch an ein Länderspiel, dass in den 90er Jahren ebenfalls im Paul-Greifzu-Stadion ausgetragen wurde, aber da war der Football-Sport in Deutschland bei Weitem noch nicht so populär wie heutzutage. Und so war es auch nicht groß verwunderlich, dass zum ELF-Spiel zwischen den Leipzig Kings und Düsseldorf Rhein Fire ordentlich viele Fans in Stadion strömten.
Das ein Footballspiel jedoch über 2000 Fans, nämlich an der Zahl genau 2250, in das weite Rund locken konnte, damit hatte nun echt keiner gerechnet. Dazu auch noch tolles Wetter. Beste Voraussetzungen also für ein tolles Football-Fest in Dessau.
Die ELF, die European League of Football, wächst und wächst. Letztes Jahr zur Debut-Saison zählte die Liga acht Teams. Inzwischen gehen 12 Teams aus fünf verschiedenen Ländern an den Start. Mit „Coach Esume“ hat die ELF zudem den wohl bekanntesten deutschen Football-Star in als Commissioner in ihren Reihen. Die Leipzig Kings spielten letztes Jahr eine durchaus gute Saison. Kamen nach einigen Start-Schwierigkeiten immer besser in Fahrt. Die großen Stars um beispielsweise Alpha Jalloh konnten jedoch nicht alle gehalten werden. Somit sahen die Kings-Fans in Dessau viele neue Gesichter, aber auch alte Bekannte. Einer der Bekanntesten und am gestrigen Sonntag für uns auch der auffälligste Spieler war Anthony Dablé-Wolf. Immer wieder stieg der französische Wide Receiver empor und fing die Bälle teilweise in der dritten Etage. Auch neben dem Platz ist Dablé-Wolf ein Leader. So gibt er den jungen und regionalen Spielern wichtige Tipps, hält vor den Spielzügen der Offensive motivierende Ansagen oder steht im Austausch mit Headcoach Armstrong. Kein Wunder, dass etliche der Kings-Fans im Stadion ein Trikot des Franzosen trugen.
Das Dessauer Paul-Greifzu-Stadion war eine Ausweich-Stätte, da die Kings aus dem Alfred-Kunze-Sportpark in das Bruno-Blache-Stadion in Leipzig umziehen werden. Die ersten beiden Heimspiele können daher noch nicht in Leipzig ausgetragen werden. Das kommende Heimspiel gegen Hamburg wird in Halle ausgetragen.
Aber scheiss drauf, Dessau ist nur einmal im Jahr…
Um es schonmal vorwegzunehmen: Die Kings haben die Partie gegen Düsseldorf schließlich mit 17:28 verloren. Für die Kings ist es die zweite Saisonpleite, für Rhein Fire der zweite Sieg. Die Fans im Stadion hatten dennoch ihren Spaß. So positionierten sich die knapp 30 Düsseldorfer Fans direkt im Nachbarblock der aktiven Kings-Anhänger, die mit Trommeln, Schals und Tröte zu Gange waren. Es folgten teils lustige Seitenhiebe beider Fanlager. Die Leipziger feuerten los und begannen mit: „Duisburg wir hören nichts!“. Eine kleine Stichelei in Richtung der Düsseldorfer Fans, die bekanntlich behaupten, dass ihre Stadt die schönste Stadt am Rhein sei. Duisburg zählt am Rhein dagegen zu den nicht so schönen Industrie-Städten.
Die Antwort der Düsseldorfer darauf folgte dann prompt: „Dessau Kings, Dessau Kings“, war von den Rhein Fire-Fans zu hören. Eine Anspielung darauf, dass ein Teil der Leipziger Fans nicht so glücklich darüber war, dass das erste Heimspiel, ziemlich weit weg, in Dessau ausgetragen wurde. Doch wenige Minuten später hatten sich beide Fanlager wieder lieb. Zusammen wurde ein bekannter Malle-Hit umgedichtet und so sang die Tribüne geschlossen: „Aber scheiss drauf, Dessau ist nur einmal im Jahr“.
Auch wenn spielerisch bei den Leipzig Kings noch ein wenig Luft nach oben ist, so hat man in Dessau-Roßlau sicherlich ein paar neue Fans gewonnen und einige für den Football-Sport begeistern können!
