An die Auswärtsfahrt nach Rostock vor knapp zweieinhalb Jahren werden sich sicherlich nicht viele Dessauer Fans gern erinnern. Im Aufstiegsjahr sah der DRHV nämlich keinen Stich gegen die Hansestädter. Inzwischen ist nun auch der HC Empor Rostock in die 2. Handball-Bundesliga aufgestiegen und so war das gestrige Aufeinandertreffen im Trainingslager des DRHV 06 gegen den siebenmaligen DDR-Meister ein echtes Kräftemessen.
Reisten bei der letzten Begegnung gegen Rostock noch knapp 400 Dessauer Fans mit, wurde das gestrige Testspiel in der Rostocker Trainingshalle ohne Anwesenheit von Zuschauern ausgetragen. Dessau-Trainer Uwe Jungandreas war mit dem Auftreten seines Teams gegen Usedom nicht wirklich zufrieden und so erhoffte man sich gegen die Gastgeber trotz der hohen Trainingsbelastung eine deutliche Leistungssteigerung. Dass die Dessauer Jungs heiß waren, merkte man schon vor der Partie. Obwohl in der Halle laute Musik abgespielt wurde, hörte man das Motivations-Gebrülle der Biber aus der Kabine heraus. Vor der Partie wurde das erste Angriffsrecht noch einmal kurzfristig geändert. Uwe Jungandreas wunderte sich zwar, sagte jedoch scherzend: „Volli verliert ja eh immer (den „Coinflip“ zur Bestimmung ob Seite oder Ball). Gut das wir das jetzt schon einmal trainieren“ und klopfte seinem langjährigen Co-Trainer auf die Schulter. Dann ging es los und die Gäste aus Dessau rannten an wie die Feuerwehr.
Im Angriff hatte der DRHV 06 viele Ideen und fand immer wieder die Lücke zum Rostocker Tor. In der Abwehr arbeite das Team aus Sachsen-Anhalt sensationell. Allein dem Neuzugang Yannick Pust gelangen drei Ball-Eroberungen, die er entweder selber per Konter abgeschlossen hatte oder den Ball auf Jakub Hrstka passte. Beide Außen des DRHV zeigten eine überdurchschnittliche Leistung. Hrstka und Pust waren nicht nur per Tempo-Gegenstoß stark, sondern trafen auch nach Belieben von ganz weit Außen. Als Hrstka abermals nach einer Balleroberung zum 7:11 traf, sprang die gesamte Dessauer Bank auf und jubelte dem tschechischen Nationalspieler Jakub Hrstka zu. Die Offensive funktionierte, weil die Abwehr so hervorragend gearbeitet hatte. Zudem zeigte sich Torwart Philip Ambrosius ebenfalls von seiner besten Seite und parierte einige Bälle. Neun Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit nahmen die Dessauer noch einmal eine Auszeit. Nach dem Motto: Alles oder nichts, wurde der Ball zu Neuzugang Elias Gansau gepasst und dieser hämmerte den Ball aus gut und gern 13, 14 Metern zum 12:17 unhaltbar in den Winkel. Was für eine überragende erste Halbzeit des DRHV 06.
Auch im zweiten Durchgang fanden die Rostocker zunächst kein Mittel gegen die starken Dessauer. Auf der Mittelposition hatten Vincent Sohmann und Max Scheithauer immer wieder die richtigen Ideen und so führten die Dessauer in der 41. Minute mit 18:24. Alles sah danach aus, als würden die Rostocker untergehen. Doch plötzlich warf der DRHV 06 den Anker von Bord und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Parallelen zum Eisenach- oder Ferndorf-Spiel aus den letzten Jahren wurden deutlich, denn innerhalb von knapp zehn Minuten gaben die Biber das Spiel nun aus der Hand. Zwei, drei Ballverluste vorn, kein Zugriff in der Abwehr und plötzlich standen die Rostocker wieder direkt vor der eigenen Haustür. Nach einem Siebenmeter in der 53. Minute glichen die Hausherren nun zum 25:25 aus. Es waren dann die erfahrenen Mittelmänner des DRHV, wie Vincent Sohmann, der in der entscheidenden Phase einen Siebenmeter herausgeholt hatte. Kurz darauf setzte sich Max Scheithauer im Eins-gegen-Eins mühevoll durch und erzielte die letzte Führung der Dessauer.
Rostock kam kurz vor dem Ende jedoch zum 28:28-Ausgleich. Nach der überragenden ersten Halbzeit folgte der Einbruch im Spiel des DRHV 06 und somit ist das Unentschieden am Ende auch leistungsgerecht.
Wir sprachen nach dem Spiel mit Max Scheithauer, Neuzugang Yannick Pust und auch mit Trainer Uwe Jungandreas.
Max Scheithauer u. Yannick Pust (Youtube-Link).