Europa ist um eine Profi-Liga reicher. Am 19. Juni 2021 startete die European League of Football in ihre erste Spielzeit. American Football in Deutschland, Polen und Spanien auf Top-Niveau und auch die Stadt Leipzig ist mit dem neu gegründeten Leipzig Kings in dieser neuen Liga vertreten. Die ELF startet als Konkurrenz zur in Deutschland etablierten GLF. ELF Commissioner Patrick Esume, der den meisten Football-Fans als TV-Experte bei Pro Sieben Maxx bekannt ist, betonte jedoch, dass sich beide Ligen nicht im Wege stehen werden, da die Ausrichtung eine völlig unterschiedliche sei. Neben Esume besitzt die ELF noch einige andere Aushängeschilder. So wechselte Kasim Edebali aus der Amerikanischen NFL zu den Hamburg Sea Devils in die ELF.
Auch die Stadt Leipzig erfuhr in den letzten Wochen einen neuen Football-Hype. Im ersten Spiel gewann das Team aus Sachsen mit 37:27 in Berlin, eine Woche später verlor man dann aber deutlich mit 54:28 in Wroclaw. Am gestrigen Sonntag waren nun die Köln Centurions im Leipziger Alfred-Kunze-Sportpark zu Gast. Das die Fankultur beim Amerikan Football eine ganz besondere ist, merkte man bereits vor dem Spiel. Die noch junge Fanszene der Leipzig Kings organisierte eine kleine Parkplatz-Party. Niemand kam ohne Football-Trikot, bei leckerem Grillgut und lauter Musik ließen sich die ersten Fans den Namen ihres Lieblingsspielers auf den Bauch verewigen und mittendrin war auch ein rotgekleideter Fan mit einem Zenturio-Helm, der offensichtlich das dem Lager der Kölner kam.
Und dann ging es auch schon los. Wenn man bedenkt, dass die Kings erst seit sechs Wochen zusammen trainieren, die Geschäftsstelle und Mitarbeiter erst seit kurzem aktiv sind, muss man einfach mal zugeben: Das war ganz großes Kino, was Leipzig da gestern auf die Beine gestellt hat. Alles war wunderbar organisiert und somit verwunderte es auch nicht, dass die 2150 Fans bei allerbester Laune waren. Und der erste sportliche Knaller folgte prompt. Einer der auffälligsten Spieler im Leipziger Trikot, Alpha Jalloh, lief sich direkt im ersten Drive in die Herzen der Fans und sorgte für den ersten Touchdown des Spiels. Keine drei Minuten später klingelte es auf der anderen Seite. Beim Fussball nennt man das einen Unterschieds-Spieler. Auch Köln hat mit Madre London einen in den eigenen Reihen. Der muskulöse Running-Back war einfach nicht zu stoppen und erzielte insgesamt vier Touchdowns. Bei einer traditionellen Anzeigetafel hätte der zuständige Mitarbeiter beim Wechseln der Punkte-Schilder ganz schön viel zu tun gehabt. Es war ein absolutes Offensiv-Spektakel, das sich beide Teams lieferten.
Die Leipzig Kings spielten dabei nicht einmal mit ihrem Stamm-Quarterback Michael Birdsong. Dieser wurde beim gestrigen Heim-Auftakt durch Jaleel Awini ersetzt. Awini überzeugte mit einigen starken Läufen und in der Schlussphase auch mit präzisen Pässen zu seinen Passempfängern. Neben den Import-Spielern aus den USA setzen die Kings auch auf viele regionale Spieler. So zum Beispiel auch Chris Schlack, der zuletzt in Wittenberg bei den Saints aktiv war. Über ein Try Out hat er es in den großen Kader der Kings geschafft.
Der euphorische und lautstarke Jubel der Leipziger Fans nach dem ersten Touchdown hielt zunächst nur kurz. Das Laufspiel der Kölner war bis zur Halbzeit einfach zu stark und so führten die Gäste zwischenzeitlich mit 7:21. Bei den Leipzigern kam dann auch noch Pech dazu. Ein toller Lauf von Jalloh endete erst kurz vor der Endzone. Die Fans rechneten nun schon mit einem Touchdown, doch stattdessen folgte eine Interception. Somit wechselte das Angriffsrecht zurück zu den Kölnern. Ärgerlich! Doch Leipzigs Defensive blieb anschließend stabil und dadurch hatte man erneut die Möglichkeit, den Rückstand zu verkürzen. Was dann auch eindrucksvoll gelang. In der zweiten Halbzeit ließ sich Anthony Dable-Wolf feiern, denn er sorgte für den 27:27-Ausgleich.
Als hätte er es geahnt, schoss sich Leipzigs Kicker am Seitenrand das ganze Spiel über warm. Bejubelt wurde er bei jedem seiner Versuche lautstark von den Fans, die ihm ein „Heyyy“ zu riefen, sobald er gegen den ovalen Ball trat. Ein Schmunzeln konnte man ihm deutlich von den Lippen ablesen. Und dann kam sein großer Auftritt. Spannender geht es einfach nicht. Zum Ende der Punkteschlacht trat Marcel Ulbrich zum entscheidenden Field-Goal-Versuch an. Beim Stand von 47:48 hätte er zu Gunsten der Leipziger das Ruder rumreißen können. Doch die 41 Yards waren einfach zu viel. Das Field Goal konnte leider nicht verwandelt werden. Den Jubel der Fans hätte man sich kaum ausmalen können, wenn der Football zwischen die zwei Stangen geflogen wäre. So blieb es beim knappen 47:48-Erfolg für die Gäste aus Köln.
Ein wirklich toller Auftakt für die Leipzig Kings, trotz der Niederlage vor über 2.000 Zuschauern. In der noch jungen ELF-Geschichte halten beide Teams mit dem Endscore von 47:48 nun auch den Punkte-Rekord für ein einzelnes Spiel. Die Leipzig Kings haben für beste Unterhaltung und tollen Football gesorgt. Gerne sind wir auch beim nächsten Mal wieder dabei!